Abschied

Abschied                        Text/Musik: Werner Winkel

Es wird Winter mein Kind, und ich denke daran zu gehen,
bevor meine Wärme im Eiswind erfriert.
Bevor die letzten Ideen verwehen
und die Hoffnung ihre Blüten verliert.

Viel zu lange schon hier, kann mein Ziel kaum noch erkennen.
Fühl mich müde und leer und auch viel zu satt.
Doch noch hab ich die Kraft mich hier zu trennen.
Von einem Ort, der keinen Frühling für mich hat.

Tanz mit mir, die ganze Nacht mit mir,
trink noch ein Glas mit mir,
denn morgen muss ich gehen.
Lieb mich noch, nur noch die eine Nacht.
Hemmungslos und ganz sacht,
wir werden uns lang nicht mehr sehn.

Über Wolken zu fliegen, wie ein Vogel ganz nah am Licht.
Dann zu fallen ganz tief in das Meer.
Sich zu retten mit eigner Zuversicht.
Dieses Gefühl, das vermiss ich so sehr.

Tanz mit mir …

Morgen fahre ich fort, und mein Weg führt mich nach Süden.
Wo die Sonne die Trägheit verbrennt.
Wir beim Erwachen nicht schon vor Gleichmut ermüden.
Wo man Veränderungen Leben nennt.

Tanz mit mir …

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Der Waldschrat

Der Waldschrat   Text/Musik: Werner Winkel

Der Waldschrat ist ein armer Wicht,
gesehen hat man ihn noch nicht.
Er lebt im Wald, das weiß man schon,
dann schau ich mal ins Lexikon.

Ich schau nach Wald und such nach Schrat,
doch auch dies Buch hat keinen Rat.
Mein Nachbar schüttelt nur den Kopf
Und kratzt sich fragend an den Schopf.

Ein andrer meint im Haus vom Rat,
schon mal erlebt hat, so ein Schrat.
Ein Schüler, der nicht will benannt,
sprach, so ein Typ ist mir bekannt.

Beim Karneval beim Faschingstag,
ja, in der Bütt, beim Bundestag.
Selbst im Verkehr der Autobahn
Ist man dem Wesen zugetan.

Ja, alle Menschen, weit und breit,
kennen ihn gut, wissen Bescheid.
Doch mancher Mann, doch manche Frau
Beschreibt ihn ziemlich ungenau.

Mal ist er groß, mal ist er dick,
hat Lumpen an oder ist schick.
Vielleicht auch klein und hoch studiert.
Mit schweren Orden ausstaffiert.

Da kommt ein Kind und neckt mich an
Und ruft: Hey Waldschrat, alter Mann.
Und lacht, hüpft fort, wie Kinder sind.
Ich ruf es nach: Danke, mein Kind.

Jetzt weiß ich, wo der Schrat vom Wald,
sich rumtreibt, ja sein Aufenthalt
ist auch in mir, manchmal versteckt.
Bis er die Nase rausgestreckt.

Manch Dinge, die gar keiner kennt,
so mancher sie beim Namen nennt.
Man meint sie oft am falschen Ort.
Doch sind ganz nah, gar nicht weit fort.

Ich glaube sicher, das geschieht,
weil man die eigne Nas nicht sieht.
So hat dann so ein Fabeltier.
Ein warmes Nest auch tief in mir.

Nun, eine Frage bleibt da noch.
Der Waldschrat, ja, so heißt er doch.
Doch woher kommt der Name nur?
Es gibt ihn nicht in der Natur.

In Wald und Flur, im Meer und Moor.
Kommt dieser Name gar nicht vor.
Den hat sich sicher mit Bedacht,
der Waldschrat selber ausgedacht.

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Entfaltung

Entfaltung                       Text/Musik:Werner Winkel

Ein Räuplein kroch durch`s frische Gras.
Für manches Räuplein war es das.
Denn, wenn der Mensch liebt die Rosine,
begehrt das Vöglein Proteine.

Das Räuplein wird erfreut beäugt,
wenn sich ein Kind herunterbeugt.
Dem großen Menschen ist`s ein Leid,
es braucht erstmal ein neues Kleid.

Es frisst den Kohl, vom Baum das Blatt,
so wird die Wurmgemeinschaft satt.
Das zürnt dem Zeitgenossen sehr
Und rüstet sich zur Gegenwehr.

So wird die Seel vom Würmchen eben,
vorzeitig in den Himmel schweben.
Doch manchmal ist auch Glück dabei,
denn manche Spritze geht vorbei.

Jetzt kommt die Ruh, die Zeit beginnt,
es sich auf seine Art besinnt.
Das Würmchen zeigt, was in ihm steckt,
bis es vom Sonnenstrahl geweckt.

Da schält sich aus dem Puppenhaus
Ein wunderschönes Wesen raus.
Es zeigt sich bunt in voller Pracht,
so auch das große Auge lacht.

Ein Wunder, dieses Zauberwesen.
Doch ist es immer schon gewesen,
als Würmlein bist du nicht erbeten,
nach unten spuckt man, wird getreten.

Doch fliegst du schillernd hoch hinaus,
dann sieht die Sache anders aus.
Hast du noch bunte Kleider an,
dann staunt man sehr, was der so kann.

Doch unser Falter macht doch nur,
was sie ihm sagt, seine Natur.
So könnt auch mancher Mensch auf Erden
Auf diese Weise glücklich werden.

Doch singst du dann die eigne Weise,
dann hab gut acht auf deiner Reise.
Sonst glänzt du im Vitrinenschrein,
gespickt auf einer Nadel fein.

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Auf der Autobahn

Auf der Autobahn           Text/ Musik: Werner Winkel

Stundenlang fahr ich auf der Autobahn,
Warum muss die ganze Welt unbedingt heute fahrn,
sind wir denn alle so bekloppt?
An der Baustelle dort ist schon wieder Stau,
ein Unfall, alles glotzt wie auf der Modenschau,
bis die Blechlawine stoppt.

Ich frage mich, was mach ich hier,
viel lieber wär ich jetzt zuhause bei dir.
Läg in deinem Arm.
Stattdessen kopulier ich mit dem Asphalt
doch Interuptus nervt, der Asphalt sagt immer halt.
Mit kaltem Charme.

Auf der Autobahn nachts um halb eins,
ob du ´nen Mädel hast oder hast keins.
Was interessiert es mich.
Auf der Autobahn nachts um halb eins.
Ich brauch kein Mädel, denn ich hab ja eins.
Ich hab` ja dich.

Da erschreckt mich ein Geisterfahrer mit ´nem Jaguar.
Hinten drauf steht, „Jesus liebt dich“, jetzt ist mir alles klar.
Der steht auf Himmelfahrt.
Ich überlege kurz, ob ich auch umdreh,
doch könnt es sein, dass ich dich dann gar nicht mehr seh.
Irgendwie kein guter Rat.

So nach drei, vier Stunden Zwangsaufenthalt,
hoffe ich, dass es nicht gleich wieder knallt.
Wo ist mein Humor.
Doch plötzlich geht überhaupt nichts mehr,
Schüsse ballern durch die Luft, Autos stehen quer.
Ein Brautpaar tanzt im Hochzeitsflor.

Auf der Autobahn nachts um halb eins,

Irgendwann vermischt sich Traum und Wirklichkeit,
weiß nicht, ob die Sonne scheint, ob es regnet oder schneit.
Besser ist, ich fahr mal ran.
Auf dem Rastplatz knutscht ein Liebespaar.
Denke gleich, wie schön es gestern mit dir war.
Will schnell zu dir, halt gar nicht an.

Ich überhol einen Porsche, bin der Herr im Ring.
Fühl mich wie Vettel, Formel eins auf dem Nürburgring.
Nur, dass der Porsche steht.
Ich träum`von dir, vom Urlaub, fahr immer schneller,
wenn du willst, pilger ich mit dir nach Compostella,
Wenns gar nicht anders geht.

Auf der Autobahn nachts um halb eins,

Fahr vorbei an `nem Wohnwagen, der durch die Lande schleicht.
Plötzlich lauter Wohnwagen, soweit das Auge reicht.
Hat Holland heute frei?.
Puh, geschafft, ziehe rüber, ne halbe Stunde später.
Im Radio verschnulzt eine Fischerin den Äther,
ich werde atemlos dabei.

Außer Atem hätt ich fast meine Ausfahrt übersehn.
Geh in die Eisen, muss noch zwei, drei Pirouetten drehn.
Bevor ich abfahrn kann.
Meine Frau, sie strahlt mich an als sie mich sieht.
Sie umarmt und küsst mich, doch was weiter geschieht.
Geht euch nichts an.

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Bei Nebenwirkungen

Bei Nebenwirkungen               Text/Musik:Werner Winkel

Bei Nebenwirkungen fragen sie den Arzt und Apotheker.
Bei Risiken da finden sie im Beipackzettel Rat.
Folgeschäden gibt es heute nicht, vielleicht gibt`s die ja später.
Doch dann ändern wir den Namen von unsrem Präparat.

Im Fersehn flimmert Pharmawerbung im zweiten Kanal.
Ob du krank bist oder nicht ist jetzt eigentlich egal.
Spätestens beim dritten Spot wird mir unwillkürlich schlecht.
Diese Kranken, ihre Leiden wirken unwahrscheinlich echt.

Und ich spüre, wie sich Mitleid in meine Därme schleicht.
Ja, ein feindlicher Trojaner hat schon meinen Kopf erreicht.
Und ich niese, huste schon in beängstigter Frequenz.
Mein Blasenmuskel schwächelt, signalisiert Inkontinenz.
Ja, nun werde ich wohl doch zur Apotheke gehen.
So was kann schon mal passieren, so was kann schon mal geschehn.

Bei Nebenwirkungen…

In der Apotheke schau ich in die Rentner-Bravo rein.
Ich erkenn, ein Leben ohne Pillen kann einfach nicht sein.
Ich bin erstaunt, wofür es alles Wundermittel gibt.
Wie ein Rentner in nur einer Nacht, zwanzig Frauen liebt.

Oder die unglückliche Dame mit dem Hüftgoldüberschuss.
Später, um gesehn zu werden, dreimal durch die Türe muss.
Ein Herr mit einer Glatze, der ein Haarwuchsmittel schwingt,
plötzlich wie ein Affe aussieht und mit der Banane winkt.
Oh, das Foto, glaube ich, ist da sicher ein Versehn.
So was kann schon mal passieren, so was kann schon mal geschehn.

Bei Nebenwirkungen…

Der Apotheker drückt mir Pillen für den Kreislauf in die Hand.
Unverträglichkeiten, schwört er, sind mir nicht bekannt.
Dafür zahl ich 50 Euro, Qualität hat seinen Preis.
Ich schluck auch gleich 2, 3 Tabletten, und schon laufe ich im Kreis.

Husten, Schnupfen längst vergessen, mein Immunsystem rotiert.
Ich verliere die Kontrolle bis mein Körper explodiert.
Und schon löse ich mich auf, schwebe schwerelos im Raum.
Schweigebadet wach ich auf, war das alles nur ein Traum.
Und im Fernsehn muss ich wieder Apothekenwerbung sehn.
So was kann schon mal passieren, sowas kann schon mal geschehn.

Bei Nebenwirkungen fragen sie …

Ein Bekannter aus dem Pharmawerk, er ist dort Laborant.
Wenn wir mal krank sind, spricht er hinter vorgehaltner Hand.
Wir kaufen Billigfleisch im Supermarkt infiltriert mit Wachshormon,
mit ordentlich Antibiotika aus unsrer Produktion.

Ja, so sparen wir die Kosten für den Arzt und Arzenei.
Auf meine Frage, ob das Fleisch denn auch unbedenklich sei.
Nun, der Mensch, sagt er, wird nach und nach zum Problempatient.
Denn bei Krankheit sind die Viren gegen Pillen resistent.
So wird mancher Zeitgenosse mit seinen Leiden untergehn.
So was kann schon mal passieren, so was kann schon mal geschehn.

Bei Nebenwirkungen fragen sie …

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